APRIL 2022, 13. JAHRGANG, HEFT 2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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EDITORIAL:

 

Was wissen wir über das Leben in deutschen Gefängnissen? Was wissen wir über den Umgang unseres Strafvollzugsystems mit Menschen (auch Täter sind Menschen, ob uns das paßt oder nicht), die schon seit Jahrzehnten und ohne jede Aussicht auf Entlassung inhaftiert sind? Was bedeutet Sicherungsverwahrung in unserem Land? Ist sie in der bestehenden Form überhaupt rechtens? Was sagt der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dazu? Stimmt die Propaganda, dass dort nur Pädophile einsitzen? Dienen Knäste dem berechtigten Schutzbedürfnis derer, die auf der anderen Seite von Gefängnismauern leben, also uns, oder gibt es längst klügere Modelle? Nutzen gezielte Pöbeleien wie „wegsperren für immer“ (SPD-Kanzler Schröder) einer Gesellschaft, die um Lösungen ringt, oder nur den Karrieren von Politikern? Tragen wir, die Öffentlichkeit, eine Mitschuld an den teils bestürzenden Zuständen hinter Gittern?

All das möchten wir in dieser weiteren monothematischen Extraausgabe mit dem nötigen Sachverstand beleuchten. Denn den meisten von uns dürfte klar sein, dass wir beinahe nichts oder jedenfalls zu wenig über dieses wichtige gesellschaftspolitische Thema wissen.

Ausdrücklich geht es uns nicht darum, Täter und/oder deren Verbrechen zu bagatellisieren oder auch nur zu relativieren, sondern einzig und allein um Aufklärung. Denn wir meinen, dass diese in den kapitalinteressengeleiteten Massenmedien kaum noch stattfindet.

Nicht jeder unserer Leser wird goutieren, dass wir gerade diesem Themenkomplex soviel Platz einräumen. Uns ist das bewußt, und wir nehmen deren Einwände ernst und gern entgegen. Dennoch finden wir, dass die Zeiten, in denen Literaturzeitschriften noch Literaturzeitschriften reinsten Wassers sein konnten, vorbei sind, und daß gerade DreckSack-Leser mehr verdienen als pure Unterhaltung.

 

Rede und Antwort gestanden haben uns die Professoren Johannes Feest und Ralf Alleweldt. Die Sicherungsverwahrte Carmen hat uns einen langen Brief geschrieben, und der Polizist Jörg Seiler hat das Thema aus seiner Sicht beleuchtet. Ihnen, dem Fotografen Dietmar Bührer, Ex-Knacki Ameise, Kumpel Bert Papenfuß („Volksuniversität“) und allen anderen Beteiligten gilt mein wärmster Dank für ihre Zeit, ihre Geduld und ihren stummen Zuspruch.

 

 

INHALT

 

Prof. D. Johannes Feest: AUCH DER MÖRDER MORDET NICHT DEN GANZEN TAG (Interview)

Kurt Tucholsky: DIE SICHERUNGSVERWAHRUNG (Artikel)

Björn Seiler: AUS DEM ARBEITSALLTAG EINES BULLEN (Kolumne)

Carmen: ICH HEISSE CARMEN (Brief)

OFFENER BRIEF AN DIE BUNDESMINISTERIN DES AUSWÄRTIGEN FRAU ANNALENA BAERBOCK (Offener Brief)

Florian Günther: EWA (Gedicht)

Thomas Meyer-Falk: 26 JAHRE UND KEIN ENDE IN SICHT (Interview)

Knofo: VOLKSUNIVERSITÄT (Memoirenauszug)

Prof. Dr. Ralf Alleweldt: SICHERUNGSVERWAHRUNG UND MENSCHENRECHTE (Essay)

Ameise: MALKURS UND GESCHICHTE IN DER PLÖTZE (Glosse)

 

FOTOGRAF: Dietmar Bührer